Und weiter geht es mit unserer kulinarischen Weltreise, wir haben uns aufgemacht, um diesmal Hawaii zu entdecken. Hand aufs Herz, was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Hawaii denken?
Aloha – Inselschönheiten, die Hula tanzen – kein Bier – Ananas – Vulkangestein – der Song „Over the Rainbow“, den Israel „IZ“ Kamakawiwo’ole mit seiner Ukulele so unvergesslich interpretiert hat (zu sehen und zu hören u.a. hier) – Surfen – 50. Staat der Vereinigten Staaten – Pearl Harbor – Hawaiihemd.
Es gibt eine ganze Reihe an Klischees, mit einem räumen wir an dieser Stelle gleich einmal auf: Paul Kuhn hat sich geirrt, es gibt Bier und sogar aus eigenen Brauereien. Außerdem: Pizza Hawaii und Toast Hawaii sind deutsche Erfindungen, die wir den Ananaskonserven aus Zeiten des Wirtschaftswunders verdanken. Und sonst?
Wie an vielen anderen Orten dieser Welt, hat der Mensch auch auf dieser Inselgruppe große Veränderungen – nicht nur im positiven Sinne – herbeigeführt. Vor seiner Ankunft gab es mit wenigen Ausnahmen keine Landsäugetiere und Reptilien, dafür aber jede Menge Pflanzen, die ungehindert von tierischen Pflanzenfressern wachsen und gedeihen konnten. Ebenso erfreuten sich sowohl flugfähige als auch flugunfähige Vögel eines risikofreien Daseins. Überlebt hat nur die (flugfähige) Hawaiigans.
Mit Eintreffen der ursprünglich polynesischen Siedler gelangten nun auch Nutzpflanzen und deren Schädlinge an Land, die zum Aussterben einheimischer Arten beitrugen, verwilderte Hunde und Ratten richteten großen Schaden an und die Vogelwelt wurde durch eingeschleppte Mücken, die die Vogelmalaria übertrugen, dramatisch dezimiert.
Auf die Siedler aus Polynesien folgten weiße Missionare, Walfänger und Händler, sowie zahlreiche asiatische Einwanderer, die besonders durch den Zuckerrohr- und Ananasanbau angelockt wurden. Der Walfang wurde bereits im späten 19. Jahrhundert verboten, so dass die Landwirtschaft immer wichtiger wurde. Auf großen Plantagen wurden neben den erwähnten Ananas und Zuckerrohrplanzen auch eine ganze Reihe anderer tropischer Früchte, wie Papaya, Bananen, Macadamia-Nüsse und Kokosnüsse angebaut, auch Kaffee, Reis, Baumwolle und Tabak wurden zu Exportschlagern. Zwar sind Anbau und Export o.g. Erzeugnisse noch heute wichtig (Bananen und Ananas erkennen wir beispielsweise am Namen „Dole“, nach dem Gründer der Hawaiian Pineapple Company: James Dole), doch leisten der Tourismus und die wirtschaftlichen Aktivitäten, die das Militär mit sich bringt, mittlerweile den Löwenanteil am Bruttoinlandsprodukt. Segen und Fluch zugleich.
Hawaii vereint die polynesische Kultur mit asiatischen und nordamerikanischen Einflüssen. Diese ethnische Vielfalt findet sich auch in der hawaiischen Küche wieder. Eine Nationalküche hat sich eher nicht entwickelt, dafür aber ein Mosaik an Leckereien aller vertretenen Einwanderergruppen. Als kulinarischer Trend gilt seit rund 20 Jahren die „Pacific Rim Cuisine“, eine Verschmelzung der französischen Küche mit tropischen Zutaten und fernöstlichen Gewürzen.
Zur Vorspeise isst man gerne „pupus“, Schälchen mit typisch amerikanischen Kleinigkeiten, wie „chicken wings“, „onion rings“ oder hawaiianischen „lomilomi salmon“ (marinierter Lachs). Pupus schätzt man übrigens auch als Snack zum Bier oder zum Cocktail. Mittags gibt es „plate lunch“, zumeist bestehend aus Reis oder Makkaronisalat und Schweinefleisch oder Fisch. Beliebt ist auch „loco moco“, ein Hamburger-Steak mit Spiegelei und Bratensoße auf Reis. Loco moco gibt es in unterschiedlichen Varianten, auch mit Fisch oder Geflügel, als Burger und ab und zu in einer Teriyaki-Marinade. Ein Klassiker ist ein dicker Brei aus Taro-Wurzeln, von dem Hawaii-Reisende allerdings berichten, er schmecke wie Tapetenkleister. Ganz im Gegensatz zu „shave ice“, ein fein geschabtes und mit farbigem Sirup übergossenes Eis in der Tüte, das Abkühlung bringt und zu jeder Tageszeit schmeckt.
Die Suche nach DEN typisch hawaiianischen Gewürzen gestaltet sich schwierig. Mit Ausnahme von rotem oder schwarzen Salz, das seinen Ursprung auf Hawaii hat, finden zahlreiche im asiatischen Raum verbreiteten Gewürze Verwendung, wie z.B. Sojasoße, Ingwer, Chili oder auch diverse Curry-Mischungen. Typisch ist grundsätzlich die Zubereitung mit frischen tropischen Früchten, die das ganze Jahr verfügbar sind und aufgrund der intensiven Sonnenbestrahlung auch entsprechend intensiv schmecken. Viele Zutaten sind bei uns nicht erhältlich. So wird beispielsweise ein „Kalua pig“, ein spezielles Spanferkel, das vor allem bei traditionellen Kochfesten serviert wird, in Taro-Blätter gewickelt, von denen die meisten von uns noch nie gehört haben.
Eine echte Herausforderung für unseren vegetarisch-veganen Mittagstisch vom 13.04. bis 17.04.2015, auf dem weder in Blätter gewickelte Schweine noch Lachs oder Hawaii-Toast serviert werden. Aber keine Sorge, wir haben gestöbert und experimentiert und einige Leckereien für Sie vorbereitet. Es erwartet Sie eine Kokos-Ingwer-Karottensuppe, eine Enchillada-Kasserolle, ein Hawaii-Teller (mit Makkaroni-Kartoffelsalat, Baguette mit einer Pepita-Paté aus Kürbiskernen und knackfrischem Salat), natürlich Loco moco, bestehend aus einem veganen Bratling, einer Tropical Salsa und Scrambled Tofu auf einem Reisbett sowie eine Art Ravioli, gefüllt mit weißen Bohnen, sonnengetrockneten Tomaten und einer Feta-Soße, die wir aus Tofu zubereiten. Außerdem Haupa, ein Kokosnuss-Pudding.
Wir wünschen schon einmal E’ai kaua – Guten Appetit – und sagen Aloha, bis bald 😀
Die schönen Aufnahmen stammen auch diesmal von Johannes Fehrle, dem Mannheimer Naturfotografen. Auf seiner Webseite und seinem Blog können Sie ihn auf seinen Reisen begleiten und limitierte Drucke seiner Fotos erwerben. Seine Postkarten und wechselnde großformatige Aufnahmen finden Sie auch in der Aroma Station.
Quellennachweis:
Fehrle-NPS_(15_von_333) – Säcke, in denen Kaffeebauern Kaffeebohnen an die Rösterrei liefern, hängen neben einer Hawaiianischen Rösterrei aus.
Fehrle-NPS_(16_von_181) – Lavalandschaft, Big Island, Hawai’i
Fehrle-NPS_(67_von_333) – Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), Big Island, Hawai’i
Fehrle-NPS_(69_von_181) – Baum, Big Island
Fehrle-NPS_(92_von_219) – Akaka Wasserfall, Big Island, Hawai’i
Fehrle-NPS_(96_von_151) – Nene (Hawaianische Gans [Branta sandvicensis]), der Staatsvogel von Hawai’i Big Island
Fehrle-NPS_(102_von_219) – Akaka Wasserfall Detail, Big Island, Hawai’i
www.fehrle-photography.com
Blog: http://johannesfehrle.wordpress.com/